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ZMI-Newsletter vom 19.6.2022 – Webseiten nicht barrierefrei

Im Z-M-I, dem Zehn-Minuten-Internet Newsletter berichte ich jeden Sonntag über interessante Links (heute u.a. Webseiten nicht barrierefrei) aus dem Internet für Bürgermeister:innen und Kommunalpolitiker:innen. 

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Websites nicht barrierefrei: Institut stellt deutschen Behörden Armutszeugnis aus

Wie barrierefrei sind die Webseiten deutscher Behörden? Gar nicht, zeigen Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Dabei gibt es klare gesetzliche Vorgaben.

ZMI-Gastkommentar von Prof. Dr. Herbert Kubicek
Telefonischer OZG-Support über 115 – Auf dem Weg zu neuen Silo-Strukturen?


Nutzerzentrierung bedeutet auch bedarfsbezogenen Support 
Bereits 2021 hat der IT-Planungsrat im Rahmen der OZG-Umsetzung erkannt, dass „Users First“ nicht nur eine Berücksichtigung der Bedarfe der Zielgruppen bei der Entwicklung digitaler Verwaltungsdienste beinhaltet, sondern auch deren Support bei der Nutzung – wie es in Unternehmen und der Verwaltung intern seit Jahrzehnten üblich ist. Bei bei der Frage, wer diesen Support wie bundesweit erbringen könnte, kam man auf die einheitliche Behördenrufnummer 115. Der IT-Planungsrat hat am 17.3.2021 ein Eckpunktepapier der Geschäfts- und Koordinierungsstelle 115 zur Weiterentwicklung der Behördenrufnummer 115 gebilligt und um Umsetzung gebeten. Vorgeschlagen werden: „Ein Sprachdialogsystem (SDS) zur Qualifizierung und teilautomatisierten Beantwortung von Anrufen, ein Kontaktformular, ein Chat und ein Chatbot (regelbasiert bzw. intelligent). Diese und die notwendigen Handlungsoptionen zur Umsetzung wurden durch den 115-Verbund umfassend geprüft und bewertet. Im Ergebnis wurden SDS und Chatbot als die Technologien identifiziert, die kurzfristig ein hohes Wirkungspotential, insbesondere auch bei der Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen, für die 115 haben und mit vertretbarem Aufwand umsetzbar sind.“

Ich wüßte gerne, wie diese Eignung von Chatbots identifiziert worden ist. Für ältere Bürgerinnen und Bürger mit geringen digitalen Kompetenzen ist beides mit Sicherheit kein geeigneter Weg. Selbst eine telefonische Auskunft hat nach den Erfahrungen im Netzwerk Digitalambulanzen in weniger als der Hälfte der Fälle zu einer Lösung eines Problems geführt. Vielfach wurde als Ergebnis ein Hausbesuch verabredet. 

Am vergangenen Freitag haben Antje Nantcho und Niels Winkler, Senator für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, auf dem Europäischen Verwaltungskongress über den  aktuellen Stand der Planungen berichtet.

In der selben Session habe ich das Netzwerk Digitalambulanzen als ein Element einer service-orientierten Verwaltungsentwicklung vorgestellt und mich gewundert, dass Erfahrungen in dem Netzwerk mit Supportleistungen bisher nicht berücksichtigt worden sind. Die Umfrage bestätigt den Bedarf an telefonischem Support weit über OZG-Dienste hinaus. Wird hier ein Support-Silo vorbei an anderen Bedarfen und Kapazitäten gebaut?

Was ist mit DVG und DVPMG?
Das OZG umfasst zwar eine große Anzahl vom Diensten, aber lange nicht alle, die im Rahmen einer Digitalen Daseinsvorsorge in den letzten Jahren per Gesetz auf den Weg gebracht oder gestärkt worden sind. Das Digitale Versorgungsgesetz (DVG) soll Video-Sprechstunden mit Ärzten fördern und ermöglicht die Kostenübernahme der Kassen für digitale Gesundheits-Anwendungen. (DiGA). Das Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) regelt die Erstattung von digitalen Pflege-Anwendungen (DiPA). In beiden Bereichen ist mit Sicherheit mit einem Supportbedarf zu rechnen. In beiden Fällen handelt es sich aber nicht um OZG-Dienste. Soll dafür eine eigene Support-Infrastruktur aufgebaut werden? Bei dem für das OZG vorgesehenen Basis-Support mit der Hilfe beim technischen Zugang und der Bedienung der Geräte sind es bei allen Anwendungen die gleichen Fragen, für die nicht mehrere Support-Silos nebeneinander geschaffen werden sollten. In  meinem Vortrag habe ich auf den größeren Rahmen der Digitalen Daseinsvorsorge hingewiesen und vorgeschlagen, dass auch die Bedarfe und Planungen für die Bereiche Gesundheit, Mobilität und andere mit einbezogen werden.

Woher kommt das Wissen für die Wissensdatenbank? 
In der Präsentation aus dem Finanzressort wird betont, dass unabhängig vom Zugangskanal die entscheidende Komponente die Wissensdatenbank ist, auf die die Agents oder Bots zugreifen, um die Tausenden von Fragen sachgerecht beantworten zu können. Ich hatte bei dem Vortrag den Eindruck, dass die Planung dort noch nicht weit fortgeschritten ist und es auch keinen Plan gibt, wie dieses in jeder Hinsicht für 115 neue Themenfeld erschlossen und das erforderliche Wissens generiert werden soll.

Sinnvoll ist die Absicht, 115 zunächst als First-Level-Support zu konzipieren und dann zwischen einem Basis-Support und anwendungsbezogenem Support zu unterscheiden. Für den Basis-Support wurden in der Begleitforschung zu den Innovationsprojekten im Rahmen des Netzwerks Digitalambulanzen einige Erfahrungen dokumentiert. Dort wurden nämlich die Fragen der Teilnehmenden in den Sprechstunden protokolliert, um eine solche Wissensbasis in Form von FAQ aufzubauen. Im Evaluationsbericht der ersten fünf Innovationsprojekte ist eine Übersicht enthalten (unten, Seite 32). 

Zusatzbedarf für eine Info-Line über aktuelle Unterstützungsangebote
Bei der Planung sollte auch die klassische Aufgabe von 115 , die Auskunftserteilung über Leistungen und zuständige Stellen für die vielfältigen Angebote zur Förderung digitaler Teilhabe mit einbezogen werden. Für Bremen sollte dies die Web-Seite des Netzwerks leisten und alle Angebot der Netzwerkpartner gut auffindbar machen (siehe dazu auch den Blog-Beitrag vom 9.4.2022. Das ist von der Datenbass her nur bedingt gelungen. Vor allem aber ist eine Online-Suche für Offliner nicht der passende Zugang. Die Idee, dass sich mehrere Partner eine telefonische Auskunft über ihre Angebote abwechselnd teilen, wurden leider bisher nicht umgesetzt. Ohne eine telefonische Info-Line zu den vorhandenen Angeboten wird man die Internetnutzung generell und auch die Nutzung von OZG- und anderen Online-Behördendiensten zumindest bei den 20 Millionen älteren Menschen nicht ausweiten können.

Neuer Universaldienst: Kritik am „lahmstmöglichen Internet“ für alle
Die Opposition moniert, die Ampel-Koalition und der Bundesrat hätten das „Recht auf schnelles Internet“ ad absurdum geführt. Netzbetreiber sind erleichtert.

Trockenheit: Erste Kommunen untersagen Wasserentnahmen und Pumpenbetrieb zur Garten-Bewässerung
Bundesweit haben mehrere Landkreise und Städte ihren Bürgern Regeln zum Umgang mit den Gewässern verordnet.

Kommunen wollen Beinfreiheit für die Mobilitätswende
Seit drei Jahrzehnten sinkt der Ausstoß von Klimagasen im Verkehr in Deutschland nicht. Warum sich das ändern muss und wie Städte, Gemeinden und Landkreise endlich Spielraum für die Mobilitätswende bekommen – das war Thema auf einem parlamentarischen Abend des Nachhaltigkeitsrats.

Kommunen rufen zum Energiesparen auf
Wie lässt sich der Gasverbrauch in Deutschland senken? Gesetzliche Änderungen bei den Heizvorgaben für Vermieter sind eine Möglichkeit. Potential liegt aber auch in öffentlichen Einrichtungen, sagt der Städte- und Gemeindebund. So könnten die Temperaturen in Verwaltungsgebäuden sinken.

Podcast City-Transformer: Episode 25 mit Renate Mitterhuber
Renate Mitterhuber – beim @BMWSB_Bund zuständig für #SmartCities. @Habbel und ich haben sie gefragt: Gibt es eine 4. Staffel Modellprojekte? Profitieren ländliche Gemeinden? Was macht die KTS? Werden Kommunen, die nicht in der Förderung sind, unterstützt? Eine ausführliche Darstellung des Interviews gibt es auch im Habbel-Blog.

ZMI-Serie „Die Innovative Kommune“
In den kommenden ZMI-Ausgaben erscheint jeweils eine Zusammenfassung eines Beitrages des im Springer-Gabler Verlag erschienen Buches „Die Innovative Kommune“

Jürgen Stember: Die Rolle der Hochschulen für den öffentlichen Dienst in Innovationsprozessen von Kommunen und Staat

Die Hochschulen für den öffentlichen Dienst haben in der Vergangenheit seit ihrer Gründung Anfang bis Mitte der 70er-Jahre mehr oder minder Ausbildungsfunktionen wahrgenommen. Erst Anfang der 90er-Jahre änderte sich diese einseitige Funktionszuweisung mit dem Aufkommen konzeptioneller Reformvorstellungen für den öffentlichen Dienst zum Beispiel durch das New Public Management. Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte haben sich viele Hochschulen des öffentlichen Diensts als „normale“ Hochschulen emanzipiert und setzen neben der Ausbildungsfunktion auch alle weiteren Hochschulmissionen der Weiterbildung, der angewandten Forschung und des Wissens- und Innovationstransfer um. Der Beitrag zeigt die Innovationssituation der Hochschulen für den öffentlichen Dienst vor allem im Hinblick auf den zentralen Innovationsbereich der Digitalisierung, der bei den Hochschulen nicht nur im Hinblick auf die Lehre, sondern auch in Bezug auf die Digitalisierung des öffentlichen Dienstes insgesamt eine wichtige Rolle spielt. Nicht zuletzt wird die Bedeutung der Hochschulen auch im Hinblick auf zukünftige Innovationen und Innovationsprozesse in Staat und Kommunen thematisiert.

Digitales Leben zum Anfassen – lernen im Verstehbahnhof
Im Rahmen des Wettbewerbs „Digitale Orte im Land der Ideen“ wurde auch der Verstehbahnhof in Fürstenberg/Havel ausgezeichnet.

Ein ehemaliges Bahnhofsgebäude in einen digitalen Zukunftsort für lebenslanges Lernen zu verwandeln, das ist dem havel:lab e.V. in Fürstenberg/Havel gelungen. Der Verstehbahnhof, mitten in einer strukturschwachen Region gelegen, ist ein „Makerspace“ – also ein Raum, in dem man selbst Neues erschaffen kann – und Bildungsort, der besonders jungen Menschen vielfältige Lernangebote bietet und sie neugierig auf Zukunftstechnologien macht: Ob Roboter bauen, programmieren lernen, Daten mit Sensoren erheben, Glasfasern spleißen oder 3D-Drucker bedienen– der Verstehbahnhof bietet ein außergewöhnliches Experimentierfeld, in dem die Kinder und Jugendlichen sogar eigene Prototypen, Einzelstücke und Kleinserien produzieren und individualisieren können. Zudem bietet der Verstehbahnhof einen sicheren Diskussionsraum für theoretische und ethische Fragen rund um das Internet, wie z.B. den verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien oder Datenschutz.

Bald führerlose Regionalzüge in Niedersachsen
Ab 2024 sollen zwei vollautomatische Regionalzüge in Niedersachsen unterwegs sein und demonstrieren, dass autonome Züge Energie sparen und pünktlicher fahren.

Ukrainischer Präsident Selenskyj spricht als Hologramm auf Tech-Konferenzen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat überraschend an den vier wichtigsten europäischen Technologiekonferenzen teilgenommen – als Hologramm. Seine Botschaft an Europa und alle Anwesenden ist eindeutig. Und auch „Star Wars“ spielt eine Rolle.

Amazon testet Drohnenlieferung in US-Stadt
Bewohner von Lockeford können sich bald für Gratislieferungen registrieren: In einem Ort an der US-Westküste will Amazon den Warentransport per Drohneerproben. Die Reichweite der Flugobjekte ist bemerkenswert.

Neues aus den Kommunalen Spitzenverbänden
DST: Städtetag fordert Sofortmaßnahmen gegen Corona
DStGB: Fahrraddiebstahl darf nicht zum Stolperstein bei der Verkehrswende werden
DLT: „Uns wird ein X für ein U vorgemacht“
BayGT: Verteilnetzausbau ist das Nadelöhr der Energiewende – Gesamtkonzept muss her!
GStBRLP: Grün, grün, grün sind all unsre Kommunen
HSGB: Hessischer Integrationspreis 2022 – „Kulturelle Vielfalt als Bereicherung“
HST: Kommunen fordern: Endlich mehr Landesanteile für den Öffentlichen Personennahverkehr
NWStGB: Zentrale Voraussetzungen für E-Mobilität schaffen

Digitalpakt
Digitalpakt: Brettener Schulen laut Vertretern der Stadt zügig vorangekommen
Rund 860.000 Euro aus dem DigitalPakt: Kultusminister Tonne überreicht Bewilligungsbescheide an Landrat Seefried
Mittel aus Digitalpakt ausgeschöpft

Kopf der Woche: Sina Römhild, wurde mit 24 Jahren in Oechsen, Thüringen, zur jüngsten Bürgermeisterin in Deutschland gewählt.

Buch der Woche: Metropolis – Aufstieg und Niedergang antiker Städte von Greg Woolf
Aus dem Englischen von Susanne Held. Unsere Vorfahren haben häufig verstreut in Dörfern gelebt – bis zum Ende dieses Jahrhunderts jedoch werden wir fast alle in Städten leben. Dieses Buch erzählt vom Aufstieg und Fall antiker Städte vom Ende der Bronzezeit bis zum Beginn des Mittelalters. Es ist eine Geschichte von Krieg und Politik, Pest und Hungersnot, Triumph und Tragödie und präsentiert sich in ihrer einzigartigen Ambivalenz: mal großartig und erfolgreich, mal schäbig und fruchtlos. Doch wie kam es dazu, dass Städte überhaupt entstanden und wie konnten sie sich in offensichtlich wenig verheißungsvollen Umgebungen halten, wachsen und gedeihen? Wie mochte es gewesen sein, solche urbanen Welten zu bewohnen, die so anders sind als die unseren – Städte, die jede Nacht in der Dunkelheit versinken, Städte, über denen sich die Tempel der Götter auftürmten, Bauernstädte, Sklavenstädte, Soldatenstädte? Die wechselvolle Geschichte der antiken Städte umgreift zugleich die Geschichte von Generationen von Menschen, die sie erbaut und bewohnt haben, und die uns Monumente hinterlassen haben, deren Ruinen nüchterne Mahnmale für das 21. Jahrhundert sind.

Webseite der Woche: Documentafifteen

Zahl der Woche: 3.000.000 Container der Hamburger Reederei werden mit Sensoren aufgerüstet, die unter anderem früher auf Störungen in der Lieferkette hinweisen sollen. (Quelle Pioneer)

Tweet der Woche: Stadt Düsseldorf
Mit Unterstützung der Düsseldorfer Bürger*innen werden zurzeit in einer gemeinsamen Aktion von Landeshauptstadt Düsseldorf und Caritasverband Düsseldorf rund 10.000 Hilfspakete für die Düsseldorfer Partnerstadt Czernowitz in der #Ukraine️ gepackt.

Zu guter Letzt: Heiraten im Riesenrad – in NRW ist das jetzt möglich

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Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.

Ihr Franz-Reinhard Habbel

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