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meine Stadt > deine Stadt > keine Stadt


Auf der vom 6.-8.Mai 2019 in Berlin stattfindenden re;publica19 geht es in einem Themenschwerpunkt auch um smarte Lösungen in Städten, Stadtentwicklung und Mobilität. Ein Blick in das Programm zeigt, dass die Digitalisierung mehr und mehr die Städte und Regionen erreicht. Besonders erfreulich ist, das viele junge Leute sich dieser Themen annehmen und kreative Lösungsansätze auf der re;publica 2019 darstellen. Die größte Veranstaltung in Europa dieser Art ist ein Raum des Diskurses auch für die Entwicklung der Kommunen.
Der Begriff der smarten Stadt ist schon leicht abgenutzt, aber wie wir intelligente, lebenswerte Städte der Zukunft gestalten wollen, ist noch längst nicht klar. Ist eine smarte Stadt effizient und nachhaltig, oder ermöglicht sie chaotische Anonymität und persönliche Freiheit? Und schließt das eine Ziel das andere überhaupt aus? Für die einen ist die moderne Stadt eine menschengemachte Open-Source-Produktion, für die anderen Absatzmarkt, für die dritten wiederum Symbol für öffentliche Teilhabe.  Darüber hinaus gibt es auch eindeutige Wechselwirkungen von Stadt und Land, die immer präsenter werden in Zeiten von steigenden Mieten und einer möglichen Abwanderung ins städtische Umland.
In einem Meetup von Daniel Opper geht es um die Landflucht. Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen sind zum Austausch eingeladen, sich mit der Landflucht zu beschäftigen, denn eine gelingende Gesellschaft hängt davon ab, dass sich Städte und Regionen gleichsam lebenswert entwickeln. „Landflucht bedeutete bis heute: Die Menschen wandern ab in die Städte, das Land verödet. Diese Gefahr droht auch in Deutschland. Dabei geraten unsere Städte zunehmend an ihre Grenzen. Am Ende ist das Leben weder auf dem Land noch in der Stadt lebenswert. Können wir die Bewegung umkehren und die Flucht zurück auf’s Land antreten? Was hemmt uns? Ist ein städtisches, kosmopolitisches Leben auf dem Land möglich? Wenn ja, was muss passieren – und welche Rolle kann Technologie dabei spielen?“
Eine weitere Session befasst sich mit „Smart Villages – Digitalisierung auf dem Land“. Folgender These wird nachgegangen: „Die ländliche Bevölkerung fühlt sich zunehmend abgehängt und trotzdem kümmert sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft fast ausschließlich um Städte und treibt die Entwicklung von Smart Cities voran. Wir verbessern die Mobilität von Senioren im ländlichen Raum durch digitale Lösungen. Diese können mit begrenztem finanziellen Spielraum umgesetzt werden und knüpfen dabei an bestehende Mobilitätstrends an.“ Die ländliche Bevölkerung fühlt sich zunehmend abgehängt und trotzdem kümmert sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft fast ausschließlich um Städte und treibt die Entwicklung von Smart Cities voran. Wir verbessern die Mobilität von Senioren im ländlichen Raum durch digitale Lösungen. Diese können mit begrenztem finanziellen Spielraum umgesetzt werden und knüpfen dabei an bestehende Mobilitätstrends an.“
Urbanisierung – eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Politik und Wirtschaft sprechen überall auf der Welt davon, wie wir unsere Großstädte in Smart Cities verwandeln können. Milliarden werden von Konzernen in smarte Infrastruktur investiert, um Verkehrs-, Energie- und Sicherheitsprobleme in Städten zu lösen. Dabei gerät der ländliche Raum in Vergessenheit und die Kluft zwischen Stadt und Land wird  zunehmend größer – was wiederum dazu führt, dass mehr Menschen vom Land in die Stadt ziehen (müssen). Dabei lassen sich schon mit einfachen Mitteln digitale Lösungen auch für den ländlichen Raum entwickeln, um ohne große Investitionen Lösungen für Probleme zu finden und die Lebensqualität von Dorfbewohnern mit smarter Sensorik, digitalen Lösungen und begrenztem finanziellen Spielraum zu verbessern. Daniel Geiger und Jonas Wagner sind in den Dialog mit Dorfbewohnern aus verschiedenen Gegenden getreten und haben in interaktiven Workshops Lösungen für Probleme ausgearbeitet. Darüber werden sie auf der re;publica 2019 berichten.
Christoph Neye und Sven Kindervater befassen sich mit „Screw it, let’s do it! Disruption des Stadtverkehrs einfach selber machen„. Alle reden von Verkehrswende – wenige machen etwas. Während Lobbyismus effektive Entwicklungen nachhaltig gelähmt hat, kümmern sich innovative StartUps um anwendbare Alternativen. Welche Technologien von morgen gibt es schon heute? Wie kann die aktuelle Rechtsprechung schon jetzt ein Grundstein für die Verkehrswende sein? Und warum war es doch gut, das chinesische Bike-Sharing Anbieter die Straßen mit Fahrradleichen geflutet haben? Den Zustand des Stadverkehrs, die Unbedarfheit von StartUps und warum es einer subtilen Form der Arroganz bedarf will dieser Vortrag erörtern.
Anke Domscheidt-Berg, Eleonore Harmel, Daniel Opper,Silvia Hennig und Lena Buck sind die Akteure bei „Stadt, Land, …“ Ihre These: „Der Ruf des Landlebens: eine Bewegung, ein Lebensgefühl, eine Dezentralisierung von Chancen.“ Das Landleben kommt wieder! In Zeiten steigender Mieten, überfüllter Städte und gleichzeitigen dezentralen (Job)Chancen durch Digitalisierung gibt es eine Fülle von neuen Projekten und Initiativen, die es aufs Land zieht.
Jenseits von Landlust-Zeitschriften diskutieren sie das gemeinsame Gestalten und wie die Synergien zwischen Stadt und Land funktionieren können, damit nicht die neuen auf dem Land („die Städter“) und die lokale Bevölkerung auseinander driften. Sie wollen ausleuchten ob und wie Digitalisierung die Chance ist Dinge anders zu gestalten, da nun Daseinsvorsorge mit digitalen Mitteln neu geregelt werden kann: z.B. durch überregionale Infrastrukturlösungen anstelle von kleinteiligen Rufbussen. Sie besprechen ob digitale Plattformen helfen können, den vielen Akteuren der unterschiedlichen Wirkungsbereiche (z.B. Lebensmittel- oder Tourismusbranche) mehr Sichtbarkeit zu erhalten, Nachfrage zu bündeln und so erst die vielen kleinen regionalen Konzepte und Unternehmen langfristig am Leben zu halten und neue regionale Geschäftsmodelle entstehen zu lassen. Schlussendlich besprechen sie wie die Versprechen der Metropolen entzaubert und gleichzeitig die realen Bedürfnisse auf dem Land (dank digitaler Technik?) gestärkt werden können.
Das Thema „Smart Country Brandenburg – neue digitale Orte entdecken“ greifen Linda Ellen Kokott, Andreas Krüger und Annette Katharina Ochs auf. Sie gehen der These nach: „Das (mit der Stadt) vernetzte Ökosystem des Landes hat Zukunft. Smart Country eröffnet völlig neue Chancen für Orte im ländlichen Raum. Die digitale Welt fragt nicht nach Autobahnnähe oder Gewerbeflächen. Arbeiten, Forschen und Wohnen werden neu und anders gedacht. Digitalarbeiterinnen und -arbeiter entwickeln Bauernhöfe, Bahnhöfe und Fabrikgelände in ungewohnten Zusammenhängen. Sie definieren Freiräume neu – über die Schubladen von Coworking und Co-Creation hinaus.“
Das (mit der Stadt) vernetzte Ökosystem des Landes hat Zukunft. Smart Country eröffnet völlig neue Chancen für Orte im ländlichen Raum. Die digitale Welt fragt nicht nach Autobahnnähe oder Gewerbeflächen. Arbeiten, Forschen und Wohnen werden neu und anders gedacht. Digitalarbeiterinnen und -arbeiter entwickeln Bauernhöfe, Bahnhöfe und Fabrikgelände in ungewohnten Zusammenhängen. Sie definieren Freiräume neu – über die Schubladen von Coworking und Co-Creation hinaus. Zur Smart City Berlin gesellt sich das Smart Country Brandenburg. Brandenburg bietet Flächen und Raum. Distanzen schrumpfen. Innovationen finden an Schnittstellen statt – auch der zwischen Stadt und Land. Aus der Heterogenität der Lebensentwürfe resultiert, dass sich die Begriffe „Stadt“ und „Land“ ausdifferenzieren. Die Stadt ist nicht mehr einseitig die Stadt der Möglichkeiten während das Land unbeachtet bleibt. Im Miteinander liegt Gewinn. Über aufgebrochene und neu geschaffene Strukturen diskutieren Netzwerker, Coworker und Startuper aus der Hauptstadtregion.
In der Session „Wir sehen Land: Digital! Querdenker und Startups für ländliche Regionen“ setzen sich Bürgermeister Andreas Brohm aus Tangermünde Iris Wolf, Klaus Heider und Marika Puskeppeleit mit folgender These auseinander: „Ländliche Räume sind Kreativräume! Schon mal an die ganzen Vorteile gedacht? Wir suchen Euch, um hier mitzuwirken! Mit einem Bundesprogramm, das Startups und Innovationen ins Dorf und aufs Land bringen möchte. Das Bundeslandwirtschaftsministerium informiert über Fördermöglichkeiten für digitale Macher*innen.“
Es ist Zeit unser Land nach vorne zu bringen. Nicht als Kopie des Silicon Valley oder von Berliner Mitte Projekten. „Wir glauben, dass gerade die ländlichen Räume in Deutschland mit ihren Hidden Champions, mit günstigen Gewerbemieten und Freiräumen das Potenzial haben, zu echten Zukunftswerkstätten zu werden. Wir, das ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).“ Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung werden Modellvorhaben neue Ansätze für Digitalisierung, Infrastruktur, Mobilität und moderne Arbeit ausprobiert.
Gefördert werden innovative Ideen vom Projekt bis zum Startup.
Zu den großen kommunalpolitischen Herausforderungen in Deutschland gehört der bezahlbare Wohnraum. Unter dem Titel „Wem gehört Deutschland?“ befassen sich Jonathan Sachse, Justus von Daniels und Luise Lange mit dieser Herausforderung. Ihre These: „Bezahlbarer Wohnraum ist zu einer der dringendsten sozialen Fragen geworden. Dennoch ist kaum etwas über die Eigentümer*innen von Wohnungen bekannt, es gibt kein Immobilienregister. Das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV möchte das ändern und recherchiert seit einem Jahr gemeinsam mit Mieter*innen die Namen von Eigentümer*innen. Sie zeigen, wer von der Intransparenz im Immobilienmarkt profitiert. Auf der re:publica präsentieren die Journalist*innen erste Ergebnisse.“ Weiter heißt es in der Ankündigung: „Der deutsche Immobilienmarkt ist äußerst lukrativ für Investor*innen aus der ganzen Welt. Auf der einen Seite: Zuzug in Großstädte. Auf der anderen Seite: Immobilien als begehrter Rendite-Hebel. Die Folge: Die Mietpreise gehen in Großstädten wie Hamburg, Berlin oder Düsseldorf durch die Decke. Wohnen wird für viele Bürger*innen zur Existenzfrage. Wir wollen wissen: Welche Eigentümer*innen spielen eine wesentliche Rolle auf dem Wohnungsmarkt? Wer handelt davon fragwürdig? Das Problem: In Deutschland ist der Wohnungsmarkt intransparent. Das Grundbuch ist nicht zentralisiert und nicht öffentlich zugänglich. Gemeinsam mit Hilfe der Bürger*innen wollen wir Transparenz herstellen, wollen wissen, wer sind die Eigentümer*innen der Wohnungen und der Häuser in der Stadt. Dafür haben wir in verschiedenen Städten in Deutschland die Mieter*innen aufgerufen von ihrer Mietwohnung den/ die Eigentümer*in mitzuteilen. Seit dem Start im April 2018 haben bereits tausende Menschen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf teilgenommen. Für die erste Stadt sind die Ergebnisse auf wem-gehoert-hamburg.de einsehbar.  Mit der Bürgerrecherche wollen wir Informationen generieren, die eine auf Fakten basierte Diskussion zum Wohnungsmarkt und über den Grad der Transparenz ermöglichen. Auf der re:publica 2019 wollen wir ein gutes Jahr nach Beginn der Recherche über Zwischenergebnisse berichten. Zusätzlich geben wir einen Einblick hinter die Kulissen, wie wir in den Großstädten tausende Menschen begeistert haben an der Recherche teilzunehmen und wo wir auf Probleme bei der Crowd-Recherche gestoßen sind.“
„Wie Städte die Mobilität der Zukunft gestalten“ lautet das von Stefan Kaufmann eingebrachte Thema. Kaufmann leitet die Geschäftsstelle Digitale Agenda der Stadt Ulm. Seine These: Das nächste Startup, die nächste App oder Flugtaxis: Stets sollen Privatwirtschaft oder Erfindungen der Zukunft die Verkehrswende einläuten. Einige Städte und die Civic-Tech-Community glauben jedoch, dass die Werkzeuge dafür längst da wären – und dass Mobilität als Daseinsvorsorge in die öffentliche Hand gehört“. Er begibt sich auf eine Reise durch einige Städte und stellte seine Erkenntnisse und Erfahrungen vor. Weiter heißt es: “ Städte voller Autos, Stau, Feinstaub – Startups und Konzerne versprechen, dass sie das irgendwie in den Griff bekommen. Wenn man nur Luftfilteranlagen aufbaut, oder eine neue Mobilitäts-App benutzt, oder wenn endlich mal das automatisierte Fahren mit elektrischen Robotaxis kommt. Eine Reihe deutscher Städte hat die Nase voll von diesen Phrasen. Sie und die Civic-Tech-Community glauben nicht daran, dass nur genügend Startup-Förderung oder das nächste disruptive Geschäftsmodell die Verkehrswende voranbringen können, indem dort die Rosinen herausgepickt und kommodifiziert werden. Stattdessen sehen sie Mobilität ganzheitlich – und als klassische Aufgabe der Daseinsvorsorge, die zum Wohle der Allgemeinheit nicht dem freien Markt überlassen werden darf. Denn die Ideen des Marktes kranken alle an zwei Punkten. Entweder müsste „nur“ irgendeine neue Erfindung kommen, die alles lösen werde. Oder aber, eine App kommerzialisiert irgendwie einen Bestandteil des Gesamtverkehrs, externalisiert dabei Kosten und nimmt keine Rücksicht auf das Gesamtsystem. Am Ende steht eine zwei-Klassen-Gesellschaft: Die schillernde neue Mobilität wird an die besserverdienende Kundschaft verkauft. Die Kommunen hingegen betreiben steuerfinanziert einen ÖPNV für den Rest der Bevölkerung – und dazu die Basisinfrastruktur, die die Geschäftsmodelle der Privaten überhaupt erst ermöglicht. Viele der Bausteine für eine nachhaltige Mobilität für alle sind derweil längst vorhanden. Sie werden nur nicht richtig verknüpft. Und anstelle auf geschlossene Systeme zu setzen, können die öffentliche Hand und die Civic-Tech-Szene gemeinsame Sache machen. Indem sie gemeinsam mit Offenen Daten und Freier Software echte intermodale Lösungen für alle schaffen. Und indem sie den Rahmen entwickeln, damit die vielbeschworenen jungen Talente gemeinwohlorientiert und nahe an der Verwaltung daran arbeiten können.“
Katharina Heitmann und Adrian Roeske befassen sich mit der wandelnden Mediennutzung. Ihre Session lautet: „Tinder die Stadt: Retten wir die lokale Öffentlichkeit gemeinsam„. Aussage: „Die Gesellschaft verändert sich: Krisen und Spaltungen sind nicht mehr nur vage Befürchtungen, sondern treten in vielen Bereichen zutage. Auch die Stadtgemeinschaften trifft es: Sie driften zunehmend auseinander, aufgrund von Segregations- und Gentrifizierungsprozessen, aber auch bedingt durch eine sich wandelnde Mediennutzung. Wir schauen uns diese Krise der lokalen Öffentlichkeit nicht nur an, sondern versuchen, sie aufzuhalten.“ Weiter heißt es: „Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Tinder die Stadt“ erforschen wir die Krise der Stadtgemeinschaft aus kommunikations- und medienwissenschaftlicher Sicht und identifizieren ihre Ursachen und Folgen. So lernen wir, warum bisherige Versuche, die lokale Öffentlichkeit zu stärken, nicht erfolgreich waren und welche Medien(-inhalte) die Stadtgemeinschaft stattdessen bräuchte. Was wir dabei im Kleinen beobachten, soll helfen, das Auseinanderdriften der Gesellschaft im Großen zu verstehen. Doch Verstehen reicht uns nicht. Wir wollen etwas ändern! Ausgehend von unserer Forschung haben wir uns mit Vereinen, Initiativen und Bewegungen, Lokalmedien, Gemeinden, Verwaltung, Politik sowie Bürger*innen auf den Weg gemacht, um in einem partizipativen, co-kreativen Prozess eine Lösung zu entwickeln. (Digitale) Medien spielen eine Doppelrolle: Zum einen sind sie Teil des Problems, wenn etwa individualisierte Mediennutzung, nicht mehr zeitgemäße lokale Medienangebote und eine ‚tl;dr-Mentalität‘ die öffentliche Debatte und Teilhabe im Lokalen behindern und Gräben vertiefen. Medien können aber auch Teil der Lösung sein. In unserem Workshop möchten wir gemeinsam mit Euch Lokaljournalismus gänzlich neu denken: Wie müssen lokale Medien und deren Inhalte aussehen, welche wiederum lokale Gemeinschaften nachhaltig stärken und sich gleichzeitig in der digitalen Welt etablieren lassen? Und welche Rolle kann und sollte die Stadtgemeinschaft selbst bei der Entwicklung neuer Formate spielen? Ist Partizipation der Schlüssel zum Erfolg oder normatives Wunschdenken? Lässt sich Partizipation überhaupt verordnen? Methodisch wollen wir im Workshop auf eine Citizens‘ Jury zurückgreifen bzw. diese inszenieren und somit einen lokalpolitischen Ansatz wählen, um die Fragen mit bis zu 24 Personen kreativ zu durchdenken und so gemeinsam herausfinden, was nötig und möglich ist, um einen zusammenhaltsfördernden Lokaljournalismus nachhaltig zu ermöglichen“.
Kirsten Kötter zeichnet die Entwicklung des Einzelhandels von 1998 bis 2008 unter dem Titel „Shoppen & Digitalisierung„. Ihre analytische Slideshow: „Etwa 200 Ladenfronten des Einzelhandels um 1998 und 2018 zeigen: Es steht nicht so schlecht wie erwartet. These 1: Seit 1950 läuft alles auf den Onlinehandel zu. Digitalisierung als Folge der Moderne. These 2: Der Einzelhandel ist immer noch da und erfüllt besondere Bedürfnisse. Wie wollen wir unsere Stadt und unseren Alltag?“
Spannend wird auch die Session „Kommunikation zwischen Verwaltung & Tech-Community“ von Tori Boeck, Ulrich Binner und Adriana Groh. Hier geht es um: „Die Beziehung zwischen öffentlicher Verwaltung und Civic Tech-Community ist kompliziert. Zwar brauchen beide einander, aber trotzdem gibt es Missvertrauen. Was hilft, Missverständnisse aufzuklären? Wie in jeder Beziehung lautet die Antwort: Kommunikation! Wir bringen einen Vertreter aus der Berliner Verwaltung mit einer Vertreterin der Berliner Tech-Community zusammen und unterziehen die beiden einer paartherapeutischen Behandlung, um eine Grundlage für produktive Zusammenarbeit zu finden.“ Ihre Bschreibung: „Die Beziehung zwischen öffentlicher Verwaltung und Civic Tech-Community ist kompliziert. Dabei brauchen beide einander: Die Community benötigt für erfolgreiche Projekte oft Daten und Kooperationsbereitschaft der Verwaltung. Und die Verwaltung könnte viel stärker von Ideen und Engagement der Civic Hacker profitieren. Aber das Verhältnis ist von gegenseitigem Misstrauen geprägt: Techies halten die Verwaltung für einen Dinosaurier, weil digitale Themen dort nur langsam und mühsam vorankommen. Und viele Verwaltungsangestellte sehen in der Tech-Community einen Haufen anarchistischer Spinner, die wenig von der Realität komplexer Verwaltungsstrukturen verstehen. Was hilft, solche Missverständnisse aufzuklären? Wie in jeder Beziehung lautet die Antwort: Kommunikation! Ein wertschätzendes Gespräch ist der erste Schritt, um gegenseitige Bedürfnisse und Erwartungen zu verstehen und zu einem produktiven Miteinander zu gelangen. Bei Veranstaltungen wie der re:publica hören wir oft die Seite der Tech-Community, aber viel seltener hören von Verwaltungsbeschäftigten, was sie sich von einer digitalen Zivilgesellschaft wünschen. Und noch seltener kommen beide Seiten zusammen, um offen über ihre Beziehungsprobleme zu sprechen. Das wollen wir ändern. In dieser Session, bringen wir einen Vertreter aus der Berliner Verwaltung mit einer Vertreterin der Berliner Tech-Community zusammen und unterziehen die beiden einer paartherapeutischen Behandlung. Wir versuchen zu ergründen, was beide sich gegenseitig wünschen, wo sie sich unverstanden fühlen, was die Wurzel der Missverständnisse ist und wie beide eine gemeinsame Grundlage finden können, auf der eine produktive Zusammenarbeit möglich werden kann.“
Felix Hartenstein befasst sich mit dem Thema „Vom Online-Buchhändler zum Städtebauer – Amazons neue Rolle als Urban Player“ Seine These: „Amazon verändert die Städte! Für sein neues Hauptquartier HQ2 spielt das Unternehmen Kommunen gegeneinander aus, an seinem Stammsitz in Seattle dominiert es bereits die lokale Wirtschaft. Mit der Übernahme der Bioladenkette Whole Foods, kassenlosen Supermärkten und Pop-Up Stores drängt der Onlinehändler in die Innenstädte, für deren Niedergang er selber mitverantwortlich ist. Was ist von Amazons Stadtambitionen zu halten, angesichts monopolistischer Strukturen und prekärer Arbeitsbedingungen?“ Jeff Bezos, Amazon-Gründer und reichster Mensch der Welt, rief 2017 den größten Städtewettbewerb aus, den die Welt bis dato erlebt hat. Zu „gewinnen“ gab es den Standort für Amazons zweiten Firmensitz HQ2 und 50.000 Jobs. Die Resonanz war überwältigend! Mehr als 200 Städte folgten dem Aufruf. Sie gaben nicht nur Standortfakten zu Demografie, Infrastruktur und Wirtschaft preis, sondern überboten sich auch mit Steuervergünstigungen, finanziellem Beistand und weiteren Anreizen.
Ende 2018 erklärte Amazon überraschend, nicht einen, sondern gleich zwei neue Firmensitze zu errichten: In Long Island City (Queens, NYC) und in Crystal City, einem Vorort von Washington DC, sollten jeweils 25.000 Arbeitsplätze entstehen – die Hälfte der ursprünglich versprochenen Jobs. Die Gewinnerstädte stellten dafür Suventionen von über 2 Mrd. Dollar in Aussicht. In New York demonstrierten BürgerInnen gegen die Ansiedlung, Amazon zog seine Pläne schließlich zurück.
Auch andernorts ist Amazon als Stadtmacher aktiv. An ihrem Stammsitz in Seattle belegt die Firma 20% der Büroflächen. Durch die Übernahme der Bioladenkette Whole Foods hat der Onlinehändler den Schritt ins Offline-Geschäft gewagt. Neben Sojamilch und Tofu liegen Alexa-Lautsprecher im Regal, Kunden können bestellte Pakete im Laden abholen. Amazon betreibt auch kassenlose Supermärkte, liefert Lebensmittel aus und experimentiert mit Pop-Up Stores, wie zuletzt am Kurfürstendamm. Amazons Evolution vom Online-Buchhändler zum Städtebauer wirft grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Wirtschaft und Stadtentwicklung auf. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, für den Niedergang der Innenstädte mitverantwortlich zu sein, die Arbeitsbedingungen gelten als schlecht. Was also ist von Amazons wachsender Rolle als städtischer Akteur zu halten?
In Berlin werden die Campuspläne von Google, Siemens und Zalando ebenfalls kontrovers diskutiert. Welche Lehren ermöglicht die Kontroverse um Amazon für den Umgang mit Tech-Firmen in der Hauptstadt?
Bei der Doktorandin Konstanze Scheidt und der Journalistin Lena Fiedler geht es um „Die innerstädtische Tankstelle als Ort der vernetzten Stadtentwicklung„. Ihre These: „Das Auto stirbt aus. Tankstellen werden bald überflüssig. Jetzt ist der Moment, in dem wir uns ein zusammenhängendes Konzept für diese Orte ausdenken sollten, denn vernetzte Stadtentwicklung ist die Zukunft! Gärten, Kitas oder Kinos? Was brauchen wir langfristig in der Stadt und wie können wir diese Bedürfnisse in einem solchen potenziellen Freiraum umsetzen? Ziel des Workshops ist die Entwicklung eines Entwurfs für alle innerstädtischen Tankstellen.“ Weiter heißt es: „Wir wollen in diesem Workshop von der Utopie ausgehen, dass Dieselfahrverbote, E-Sharing-Angebote und ein kostenloser Nahverkehr zum Ende des Autos als Hauptverkehrsmittel in Städten führen. Mit dem Ende des Autos nähert sich auch das Ende der Tankstelle. Angesichts der alarmierenden Entwicklung von Großstädten wie Berlin, ist es mehr als überfällig, statt Schadensbegrenzung zu betreiben, an einer vernetzten Stadtentwicklung zu arbeiten. Wie Keller Easterling gezeigt hat, ist Infrastruktur nicht bloß etwas der Stadt zugrunde liegendes, sondern das strukturgebende Element, das aktiv den Raum der Stadt anordnet; nicht die Hardware, sondern die Software. Und eine Software kann man hacken. Die Tankstelle ist dann nicht mehr eine abgeschlossene, zweckorientierte Einheit, sondern ein Marker, der auf sich entfaltende Potenziale von Handlungsmacht innerhalb von Infrastrukturen hinweist. Wir wollen diesen Marker umschreiben. Das Assemble Kollektiv hat es vorgemacht und eine leerstehende Tankstelle in ein temporäres Kino verwandelt. Wenn man nun Tankstellen als Netzwerk denkt, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Statt dem üblichen Lauf der Dinge – Verkauf an den höchstbietenden Investor, möglichst profitable Nachverdichtung, Verdrängung – weiter zuzuschauen, sollten wir jetzt aktiv werden. Daher werden wir in diesem Workshop gemeinsam Zukunftskonzepte für eine vernetzte Entwicklung der innerstädtischen Tankstellen entwerfen. Nach einem kurzen Input wollen wir zunächst gemeinsam Ideen sammeln, die dann in Kleingruppen zu Konzepten ausgearbeitet werden. Was ist besonders dringlich – Grünflächen, temporäres Wohnen, Kitas, Theater oder Kinos? Wie kann man ein zusammenhängendes Konzept für die ganze Stadt entwickeln, das gleichzeitig auf lokale Gegebenheiten eingeht und durch nachhaltige Beteiligungsstrukturen die Nachbarschaft miteinbezieht? “
Hinweis: Die genauen Zeiten der Veranstaltungen finden sich hier.

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