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Suche nach Geldumschlägen - Foto:www.twitter.com/energyberlin
Suche nach Geldumschlägen – Foto:www.twitter.com/energyberlin

Kommentar zur Hidden Cash Aktion von Franz-Reinhard Habbel
Der öffentliche Raum gehört allen. Immer mehr Menschen nehmen ihn in Besitz. Wege, Parks und Plätze erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Den öffentlichen Raum für die Begegnung der Menschen attraktiv zu machen, zu erhalten und zu gestalten ist eine wichtige Aufgabe auch der Kommunalpolitik. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger verstehen sich inzwischen auch als Koproduzenten der Verwaltung, indem sie sich freiwillig engagieren und zur Gestaltung öffentlicher Flächen beitragen. Sie übernehmen Verantwortung. Ihr Slogan heißt: „Wir sind die Stadt“. Urban Gardening ist so ein Beispiel. Nicht nur in Großstädten gibt es solche Aktivitäten zur Eroberung des öffentlichen Raums, das gilt auch für Mittelstädte wie die Stadt Andernach in Rheinland-Pfalz. Das Projekt „Essbare Stadt“ hat sie inzwischen weltweit bekannt gemacht.
Das Interesse an einer stärkeren Nutzung des öffentlichen Raums ist auch eine Folge zunehmender Kommunikationsmöglichkeiten durch die Digitalisierung. Menschen verabreden sich spontan zu Treffen oder gemeinsamen Aktionen. Noch nie war es so leicht, sich mittels Smartphone zu organisieren. In dieser Selbstorganisation liegen große Chancen für die Städte und Gemeinden. Lokale Handlungsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger mit weltweitem Wissen oder Kontakten zu verknüpfen ist eine große Chance für die Stadt und die Region.

All das führt aber auch zu einer neuen Verantwortung. Das gilt besonders für die Spaß- oder Luxusgesellschaft.

So wurde am vergangenen Wochenende in Berlin eine Aktion „Hidden Cash“ über das soziale Netzwerk Twitter veranstaltet. Ein israelisch-amerikanischer Millionär organisierte über das Netzwerk eine Suche nach verstecktem Geld. 1500 € wurden in 24 Geldkuverts ausgelobt und versteckt. Hunderte von Menschen machten sich auf die Suche im Berliner Tiergarten. Sie waren dabei nicht zimperlich. Pflanzen und Beete litten unter dem Ansturm der Besucher, die hinter „jeden Grashalm schauten“. Eine ehrenamtliche Pflegeinitiative, die Teile des Tiergartens in ihre Obhut genommen hat, verlangt jetzt Entschädigung. Wer trägt hier Verantwortung? Der Millionär aus den Vereinigten Staaten, der die Aktion ins Leben rief, die Stadt Berlin oder die Teilnehmer an der Veranstaltung? Das Problem ist nicht ganz neu. Wir kennen es von so genannten Facebook Partys in verschiedenen Kommunen.
Auch Geocaching ist eine moderne Form der Schatzsuche bzw. Schnitzeljagd. Ausgestattet Ausgestattet mit einem Global Positioning System (GPS)-Empfänger und den Koordinaten eines „Schatzes“ aus dem Internet kann man die Schätze finden, die jemand anderes an ungewöhnlichen Plätzen versteckt hat.
Man könnte es sich einfach machen und sagen des einen Freud, des anderen Leid. Das globale Internet lässt es zu, irgendwo auf der Welt eine Aktion zu starten, die Tausende von Kilometern auf einem anderen Kontinent stattfindet und damit Wirkung gezeigt. Verhaltensweisen von Menschen werden beeinflusst, möglicherweise ein rechtlicher Rahmen dort vor Ort überstrapaziert. Auf der anderen Seite sind es gerade diese kreativen Impulse, die über das Netz von außen auf die Lokalität wirken. Eine neue Verantwortung liegt insbesondere bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern solcher Aktionen. Es ist ihr öffentlicher Raum den sie nutzen. Selbstorganisationen bedeutet auch Selbstverantwortung. Sie anzunehmen und zu tragen ist die andere Seite der Medaille neuer Möglichkeiten weltweiter Kommunikation. Wichtig ist aus dem Beispiel zu lernen und eine neue Kompatibilität zu finden.

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