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ZMI-GASTBEITRAG DER WOCHE: OpenData im Gesundheitswesen

Angesichts immer weiter steigender Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen bietet die Verfügbarkeit von Daten große Potentiale für eine verbesserte Versorgung: Anonymisierte Statistiken zu Labortests, Medikamenten und Operationen können von EntscheidungsträgerInnen und JournalistInnen, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden um Verbesserungspotentiale offenzulegen, Rechenschaft zu verlangen und informierte Entscheidungen über die eigene Behandlung zu treffen.

Autor: Simon Drees ,Arzt und derzeit Masterstudent im Bereich Gesundheitspolitik an der London School of Hygiene and Tropical Medicine und der London School of Economics and Political Science.

Ein Erfolgsbeispiel aus dem internationalen Kontext ist der britische National Health Service (NHS), der unter anderem anonymisierte Daten zu allen verschriebenen Medikamenten in England veröffentlicht. Das Evidence-Based Medicine DataLab, eine Forschergruppe an der Universität Oxford, bereitet diese Daten auf seiner Website OpenPrescribing für die Nutzung durch ÄrztInnen, Manager und die Öffentlichkeit auf (www.openprescribing.net/). Anhand dessen lässt sich beispielsweise analysieren wie gut klinische Leitlinien umgesetzt werden oder wo unnötig teure Medikamente verschrieben werden. Studien haben ein Einsparpotential in Millionenhöhe aufgezeigt, weshalb die Plattform mittlerweile auch mit öffentlichen Geldern gefördert wird. Das Erfolgsmodell soll nun auf Laboruntersuchungen übertragen werden.
In Deutschland werden traditionell weniger Daten veröffentlicht, auch weil dem oft finanzielle oder politische Interessen entgegenstehen. Die aktuelle Veröffentlichung von Daten zu Mindestmengen von Operationen im deutschen Gesundheitswesen gibt jedoch Anlass zur Hoffnung: Das Science Media Center und das Projekt Weisse Liste der Bertelsmann Stiftung haben auf Grundlage der Krankenhaus-Qualitätsberichte Zahlen für sieben häufige Operationen analysiert (www.opexplorer.sciencemediacenter.de/). Diese Auswertung gibt Auskunft darüber, welche Krankenhäuser die OPs wie oft durchführen und ob sie festgelegte Minimalgrenzen erreichen, beispielsweise bei der Implantation von Knieprothesen. Ziel dieser Minimalgrenzen ist die Steigerung der Patientensicherheit: Operateure und Stationen mit mehr höheren Fallzahlen haben mehr Erfahrung, dies senkt die Anzahl der Komplikationen und verkürzt die Liegedauer nachweislich. Die aktuellen Zahlen sind schockierend: 40% der Krankenhäuser erreichten in mindestens einer Domäne nicht die Mindestmenge. Dabei sind die aktuellen Mindestmengen noch recht gering und die Fallzahlen keinesfalls mit denen spezialisierter Kliniken vergleichbar. Die Verfügbarkeit dieser Daten erlaubt es nun eine fundierte Diskussion darüber zu führen ob uns die wohnortnahe Versorgung die zusätzlichen vermeidbaren Todesfälle und Gesundheitssystemkosten wert ist.
OpenData im Gesundheitswesen bietet somit große Chancen, um die Transparenz für alle Akteure im Gesundheitswesen zu steigern. Dies ist nicht nur im Interesse der behandelten PatientInnen, sondern birgt auch große Einsparpotentiale.

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