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Digitalisierung als Chance für ländliche Regionen?

Für die knapp 15.000 Einwohner der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Betzdorf im Westerwald beginnt ab sofort ein spannendes Experiment. Im ersten digitalen Dorf Deutschlands wird getestet, ob intelligente Software das Leben auf dem Land einfacher machen kann. Die Gemeinde setzt auf digitale Konzepte, um die Angebote der Daseinsvorsorge im demografischen Wandel zu sichern. Damit die Erfahrungen aus diesem Projekt auch auf andere Gemeinden übertragen werden können, begleitet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) den Prozess mit dem Praxisdialog „Digitale Dörfer“ auf dem Demografieportal des Bundes und der Länder . Dort berichtet Bernd Brato als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Betzdorf von seinen Erfahrungen und steht für einen Austausch zu smarten Ideen für die Zukunft des ländlichen Raums zur Verfügung.
„Das Projekt ,Digitale Dörfer‘ ist eine große Chance aufzuzeigen, wie durch Einsatz von Digitalisierung und Bürgerengagement unsere Region rund um Betzdorf lebenswerter gestaltet werden kann und einen Gegentrend zum demografischen Wandel zu setzen, den wir vor Ort immer mehr zu spüren bekommen“, so Bernd Brato. „Mithilfe der Digitalen Dörfer-App wird das Angebot des Einzelhandels in der Verbandsgemeinde Betzdorf gebündelt und online verfügbar gemacht werden, so dass Waren bei teilnehmenden Geschäften bestellt werden können. Diese Pakete wiederum können durch ehrenamtliche Helfer nach Hause oder an eine Paketstation geliefert werden – das ist Nachbarschaftshilfe 2.0.“ Neben der Verbandsgemeinde Betzdorf (Landkreis Altenkirchen) gibt es mit den Verbandsgemeinden Eisenberg und Göllheim (Donnersbergkreis) eine zweite Testregion im Projekt „Digitale Dörfer“ des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern. Bis Ende 2016 wollen die Wissenschaftler des Fraunhofer IESE am Beispiel von den beiden Testregionen in Rheinland-Pfalz zeigen, welche digitalen Konzepte sich für ländliche Räume im demografischen Wandel eignen.  Ziel ist es, dass die digitalen Dörfer auch bundesweit Schule machen. Dörfer und ländliche Regionen sind besonders stark von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen und brauchen innovative Zukunftskonzepte.
„Fast drei Viertel der Städte und Gemeinden in Deutschland haben heute bereits weniger als 5.000 Einwohner. Die schrumpfende und älter werdende Bevölkerung ist eine große Herausforderung für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens im ländlichen Raum. Wir müssen daher auch darüber diskutieren, welchen Beitrag die Digitalisierung zur Sicherung der Daseinsvorsorge leisten kann“, so der Direktor des BiB Prof. Dr. Norbert F. Schneider. Als stark ländlich geprägtes Bundesland setzt Rheinland-Pfalz zunehmend auf das Potenzial der Digitalisierung, zum Beispiel im Bereich der Telemedizin. Immerhin leben 50 Prozent der rheinland-pfälzischen Bevölkerung in Städten und Gemeinden mit weniger als 7.000 Einwohnern. Die Landesregierung fördert daher das Projekt „Digitale Dörfer“. „Mit unserer Demografiestrategie ,Zusammenland Rheinland-Pfalz – Gut für Generationen‘ unterstützen wir innovative Ideen für eine gute Versorgung der Menschen in ländlichen Regionen“, so die rheinland-pfälzische Demografieministerin, Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „In unserem Land haben wir das Knowhow, dabei neue Technologien zu erproben. Unsere Erfahrungen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung zeigen: Die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer sind technischer Unterstützung im Alltag gegenüber aufgeschlossen. Ich bin deshalb gespannt, welche Erkenntnisse wir aus den ,Digitalen Dörfern‘ gewinnen.“
Ziel des Praxisdialogs auf dem Demografieportal ist es, einen Erfahrungsaustausch zu den Potenzialen der Digitalisierung für die Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen anzustoßen und weitere Ideen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu erhalten. Der Praxisdialog richtet sich an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger und besonders an kommunalpolitische Akteure wie Stadtverordnete, Gemeinderatsmitglieder, Bürgermeister und Landräte, die sich über die digitale Zukunft Ihrer Kommune austauschen möchten. Diskutiert werden kann seit heute bis zum 31. März 2016 online im Praxisdialog „Digitale Dörfer“ .

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